Dein Hormonhaushalt ist ein hochkomplexes System, das täglich vor allem von Stress und Ernährung beeinflusst wird. Es gibt aber noch eine weitere Kategorie, die direkt in unseren hormonellen Zyklus eingreift und der wir täglich ausgesetzt sind, die man aber leider meistens nicht auf dem Schirm hat:
Hormonelle Schadstoffe - Endokrine Disruptoren
Grundsätzlich sind dies vom Menschen hergestellte synthetische Chemikalien, die in dein Hormonsystem eingreifen und somit den gesamten Stoffwechsel beeinflussen können. Solche Schadstoffe können auch (Sexual-)Hormone imitieren oder blockieren, was beispielsweise eine Verweiblichung oder Vermännlichung zur Folge haben kann. Zusätzlich werden diese Schadstoffe mit Missbildung der Geschlechtsorgane, Hodenkrebs, einer geringeren Qualität und Anzahl der Spermien in Verbindung gebracht. Bei Mädchen und Frauen kann es zu einer verfrühten Pubertät kommen und das Brustkrebsrisiko erhöhen. Besonders für Kinder sind diese Schadstoffe gefährlich, da sie das Hormonsystem beeinflussen, welches für die geistige und körperliche Entwicklung zuständig ist. Auch Allergien, Fettleibigkeit, Diabetes, Störung der Gehirnentwicklung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können durch hormonelle Schadstoffe verursacht werden (1).
Vielleicht fragst du dich, warum solche schädlichen Chemikalien überhaupt verwendet werden. Gute Frage! Die Antwort ist, dass sie wichtige Aufgaben in unserer Wirtschaft übernehmen und oftmals Fähigkeiten besitzen, die hormonfreundliche Materialien nicht besitzen (2). Einfaches Beispiel: Eine Plastiktüte ist wasserdicht, eine Papiertüte nicht. Doch Plastik ist nicht gleich Plastik und daneben gibt es noch zahlreiche weitere potentiell schädliche Materialien. Im Folgenden haben wir für dich eine Übersicht erstellt.
Wusstest du, dass es laut der Endocrine Society fast 85.000 vom Menschen hergestellte Chemikalien gibt und dass davon 1.000 oder mehr endokrine Disruptoren (hormonelle Schadstoffe) sind?
Atrazin
Dies ist eines der am häufigsten eingesetzten Herbizide weltweit und wird zur Unkrautbekämpfung in Sorghum-, Mais- und Zuckerrohrkulturen eingesetzt (2). Isst du gerne Popcorn?
Bisphenol A (BPA)
Vielleicht kommt dir dieser Ausdruck bekannt vor. BPA wird für die Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen und Epoxidharzen verwendet. Sie werden beispielsweise in der Fertigung von Spielzeug und Lebensmittelverpackungen verwendet. In Lebensmittel- und Getränkekonserven können BPA-Harze enthalten sein (2). Deshalb bei Trinkflaschen immer auf die Kennzeichnung "BPA frei” achten!
Dioxine
Noch nie davon gehört? Kein Problem. Dabei handelt es sich um ein Nebenprodukt, das beim Papierbleichen oder der Herbizidproduktion anfällt. Durch die Müllverbrennung oder Waldbrände können diese in die Luft gelangen und somit in deinen Körper (2).
Perchlorat
Dieses farblose Salz wird für die Herstellung von Sprengstoffen, Raketen und Feuerwerkskörpern verwendet. Leider kommt es auch in einigen Grundwässern vor (2).
Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS)
Hierbei handelt es sich um eine große Gruppe an Chemikalien, die in vielen Bereichen angewendet werden. Einige Beispiele hierfür sind beschichtete Pfannen, Papier und Feuerlöschschaum. Alles Gegenstände, die sich in fast jedem Haushalt befinden (2).
Phthalate
Vielleicht sagt dir dieser Begriff nicht direkt auf Anhieb etwas, aber die eigentliche Bedeutung kennst du. Es handelt sich hierbei um die flüssigen Weichmacher. Sie sind aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken und dementsprechend in hunderten Produkten wie Duftstoffen, Kosmetika und Lebensmittelverpackungen enthalten (2). Doch mehr dazu später.
Phytoöstrogene
Dabei handelt es sich um natürlich vorkommende Substanzen mit einer hormonähnlichen Wirkung; manche Pflanzen, wie Soja, haben diese Substanzen. Phytoöstrogene können, wie der Name schon sagt, eine ähnliche Wirkung wie das Hormon Östrogen haben (2).
Polybromierte Diphenylether (PBDE)
PBDE werden zur Herstellung von Flammenschutzmitteln benötigt, das klingt erstmal so, dass es den Alltag nicht betrifft. Leider tut es das doch. Denn dieses Mittel wird beispielsweise für Teppiche und Möbelschaum verwendet (2).
Vielleicht fragst du dich nach dieser Liste, ob und wie du in deinem Alltag hormonelle Schadstoffe aufnimmst. Anhand von Phthalaten lässt sich das gut illustrieren. Durch die Nahrung, Trinken und in Plastikverpackungen, wie Plastikwasserflaschen, gelangt es in dein System (3).
Auch Kinderspielzeuge, Beißringe oder Geschirr können Phthalate enthalten. Natürlich kannst du dies auch durch die Luft aufnehmen. Der Gehalt an Phthalaten in deinem Urin kann dir einen Anhaltspunkt über die generelle Belastung deines Körpers geben. Eine Studie des U.S. Centres for Disease Control and Prevention (CDC) hat anhand des Phthalatspiegels im Urin herausgefunden, dass die Phthalatbelastung in der Bevölkerung doch weit verbreitet ist. Interessanterweise hatten Frauen eine höhere Konzentration als Männer, was durch Körperpflegeprodukten verursacht werden kann, da Frauen diese üblicherweise mehr nutzen als Männer (3). Eine weitere Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Environmental Pollution, ergab, dass Phthalat Chemikalien in den USA mit mehr als 100.000 vorzeitigen Todesfällen jedes Jahr in Verbindung gebracht werden. Auch hier war der Phthalatspiegel im Urin ein wichtiger Anhaltspunkt der Studie (4).
Dass diese Schadstoffe nicht gut für den Körper sind, ist mittlerweile einleuchtend. Doch wie beeinflussen Phthalate dich als Frau?
Auswirkungen auf Frauen
Wahrscheinlich wird es dich nicht verwundern, dass sie deine Hormonbalance aus dem Gleichgewicht bringen können, da sie die Östrogenrezeptoren stören. Dadurch kann ein verfrühtes Brustwachstum, Eisprungprobleme und Endometriose verursachen. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass es zu einer Senkung des Testosteronspiegels kommen kann und somit zu einem verminderten Sexualtrieb und Muskelschwäche beitragen kann. Es gibt auch Untersuchungen, die zeigen, dass Phthalate sich auf die Wechseljahre und deren Symptome auswirken können (3).
Wie du also an diesem Beispiel sehen kannst, sind die Auswirkungen der Endokrinen Disruptoren nicht zu unterschätzen. Wenn du dich gerade fragen solltest, was du tun kannst, um dich zu schützen, musst du erstmal wissen, wo sich diese in deinem Haushalt wiederfinden. Wahrscheinlich liegt bei dir Zuhause keine Rakete oder Hydraulikflüssigkeit herum, aber wie bereits gesagt, gibt es viele Produkte, in denen diese Stoffe versteckt sind.
Ein erster großer und wirksamer Schritt ist es, mit offenen Augen durch deine eigenen vier Wände zu gehen und zu schauen, wo alles Plastik enthalten ist. Da es da auch viele Produkte gibt, von denen man anfangs nicht denken würde, dass in denen Plastik verarbeitet ist, gibt es hier einen kleinen Auszug.
Verstecktes Plastik
- In Haushaltsprodukten: Buntstiften, Bleistiften, Backpapier, Waschmittel, Putzmittel, Zigarettenfilter, Tampons, Toilettenpapier, Textilien (5)
- In Lebensmitteln: Kaugummi, Kaffeefilter, Bier, Konservendosen, Wurst, Käse, Schokolade (durch die Verpackungen), Tetra Pak, Deckeln von Glasflaschen, Tiefkühlpackungen, Mineralwasser, Tafelsalz (6)
- In Kosmetika: Lippenstift, Nagellack, Mascara, Peelings, Feuchttücher, Sonnencreme, Duschgels, Shampoos (6)
- In anderen Dingen: Klebstoff, Etiketten, Kassenzettel, Pappkartons (5)
Wie du siehst, ist die Liste doch relativ lang geworden; bestimmt gibt es noch deutlich mehr Produkte, wo Plastik versteckt ist. Doch was bedeutet das für dich?
Was du tun kannst
Gehe einmal bewusst durch deinen Haushalt und schaue, wo du etwas ändern kannst. Verwendest du noch Plastikschneidebretter oder Kochutensilien aus Plastik? Schaue mal, ob diese vielleicht durch Holz ersetzen kannst. Mittlerweile gibt es da eine große Auswahl. Befinden sich in deiner Vorratskammer viele Konservendosen mit Mais, Kichererbsen oder gar ganzen Gerichten drin? Hier ist Glas immer die bessere Alternative.
In der Küche kann man mit wenigen Tricks schon einiges erreichen, bei der Kleidung wird es etwas schwieriger.
Am besten wäre natürlich Kleidung aus reiner Baumwolle, jedoch sind diese oftmals höherpreisig und es ist fast schon normal, dass ein paar Prozent synthetische Inhaltsstoffe wie Polyester und Elasthan beigemischt werden. (5) Einher mit der Kleidung geht natürlich auch das Wäschewaschen und somit das entsprechende Waschmittel. Wusstest du, dass du Kastanien zum Wäschewaschen und für die Spülmaschine verwenden kannst? Mit dieser natürlichen Alternative sparst du nicht nur Geld, sondern auch viele Chemikalien, die du sonst täglich aufnimmst (7).
Ein weiterer schwieriger Punkt betrifft dich in deiner Menstruation - Binden und Tampons. Wusstest du, dass Tampons zu 6% und Binden zu 90% aus rohölbasiertem Kunststoff bestehen? Da du als Frau auf die Produkte angewiesen bist, wirst du über einen wirklich sehr langen Zeitraum diesen Schadstoffen ausgesetzt (9). Glücklicherweise gibt es mittlerweile einige Alternativen wie wiederverwendbare Menstruationstassen und waschbare Mehrwegprodukte wie Periodenpanties. Erkundige dich mal, was dir für Alternativen zusagen (10). Hier erfährst du mehr.
Wusstest du, dass sich hormonelle Schadstoffe auch in deinem Leitungswasser befinden können? (11) Natürlich kannst du sagen, dass du kein Leitungswasser trinkst, sondern abgefülltes Wasser kaufst. Das hat natürlich auch seine Vorteile, jedoch ist auch nicht sicher, welche Stoffe dem Wasser zugesetzt werden und welche Wirkung das wiederum hat. Daher ist es auch möglich, dein Leitungswasser zu filtern oder abzukochen, um das Wasser zu reinigen. Mittlerweile gibt es hochwertige Filteranlagen, die das Wasser wieder mineralisieren und in die ursprüngliche, für den Körper gesunde Struktur zurückbringen.
Wie du siehst, gibt es viele Möglichkeiten, um die Belastung mit hormonellen Schadstoffen zu verringern. Dafür ist teilweise ein Umdenken und Geduld nötig, jedoch lohnt es sich und dein Körper wird es dir bestimmt danken. Natürlich lässt es sich heutzutage nicht zu 100% vermeiden, Schadstoffe in sich aufzunehmen. Einige Materialien zu vermeiden ist ein erster guter Schritt, aber du kannst auch aktiv etwas für deinen Körper tun.
5 Pflanzen zum Entgiften
1. Grünes Blattgemüse
Dies ist die wichtigste Pflanzengruppe, die dir beim Entgiften helfen kann. Das liegt an dem enthaltenen Chlorophyll, welches in unserem Körper erstaunliche Leistungen vollbringt. Beispielsweise fördert es die Ausleitung von Schwermetallen und Umweltgiften. Besonders die Nieren, Leber und das Verdauungssystem werden durch das grüne Blattgemüse bei der Ausleitung unterstützt. Interessant ist, dass aktives Chlorophyll eine natürliche Waffe gegen freie Radikale ist (13). Wie viel grünes Gemüse isst du am Tag?
2. Chlorella
Chlorella ist die chlorphyllreichste Alge und ein regelrechtes Superfood aufgrund der hohen Menge an antioxidativ wirkendem Beta-Carotin und vielen Mineralstoffen und Spurenelementen. Die 3-schichtige Zellwand der Chlorella-Alge kann Toxine absorbieren. Der sogenannte Porphyrin-Ring unterstützt als aktiver Teil des Chlorophylls deinen Organismus bei den Reinigungsprozessen. Insbesondere, in dem er Schwermetall aus der Leber und dem Darm ausleitet (14). Geschmacklich ist Chlorella zwar keine Sensation, aber in Form von Nahrungsergänzungsmitteln auf jeden Fall zu empfehlen.
3. Koriander
Die Blätter des Korianders besitzen die wichtigen entgiftenden Eigenschaften. Die Heilkraft des Korianders wurde erstmals bei Klinikpatienten in Indonesien, die regelmäßig Koriandersuppen aßen, festgestellt. Koriander soll, wenn man es therapeutisch einsetzt, große Mengen von Schwermetallen und anderen Giften mobilisieren können (13).
4. Bärlauch
Aktuelle Studien konnten die ausleitende Wirkung von Bärlauch sowie die Eignung zum Entgiften begründen. Das liegt an den Schwefelverbindungen des Bärlauchs, welche besonders Schwermetalle aus dem Körper leitet. Er kann auch freie Radikale neutralisieren und somit als Schutz vor Krankheiten dienen (15).
5. Grüner Tee
Wusstest du, dass beim grünen Tee die verwendeten Blätter nicht fermentiert werden und somit die wertvollen Polyphenole erhalten bleiben? Diese zählen zu den stärksten Antioxidantien für den Schutz gegen freie Radikale, die deine Zellen schädigen. Der hohe Gehalt soll auch der Grund für die entgiftende Wirkung sein. Vielleicht baust du diesen Tee ab und zu in deine tägliche Routine ein (13).
Wenn du also im Alltag auf ein paar Materialien achtest und ausreichend Gemüse in deine Ernährung einbaust, kannst du deinen Hormonhaushalt nachhaltig schützen!
Quellenangaben
- Hormonelle Schadstoffe. (o. D.). BUND - BUND für Naturschutz und Umwelt in Deutschland.
- Endocrine disruptors. (o. D.). National Institute Of Environmental Health Sciences.
- Basile, L. M. (2022,). The Everyday Chemicals That Could Be Harming Your Hormone Health. Health Central.
- Staff (2021): Phthalates Linked to 100,000 Yearly Deaths, in: Living On Earth
- Schulz, C. (2021). Verstecktes Plastik im Alltag – 33 Dinge, die dich überraschen werden. CareElite.
- Verstecktes Plastik im Alltag. (o. D.). It’s in Our Hands.
- Unsplash, Patrick Federi / (2022): Hormone im Leitungswasser: Deutsche Forscher entwickeln neues Filterverfahren, in: National Geographic
- Was bedeutet BPA-frei und wo ist Bisphenol A enthalten? (2024). Kadletz, V. Bergzeit Magazin.
- Menstruations- und Hygieneprodukte enthalten hohe Mengen an hormonellen Schadstoffen (2022): BUND - BUND für Naturschutz und Umwelt in Deutschland/.
- Kora, Team (2019): Zero Waste Periode: 4 nachhaltige Alternativen zu Tampons im Jahr 2021
- Unsplash, Patrick Federi / (2022): Hormone im Leitungswasser: Deutsche Forscher entwickeln neues Filterverfahren, in: National Geographic
- Kohlbach, Katharina (2023): Wäsche waschen mit Kastanien - so geht’s und warum du sie nicht schälen solltest!, Katharina rührt
- Rehberg, Carina (2024): Fünf Pflanzen die entgiften, Zentrum der Gesundheit
- Amann, Heiko (2024): Chlorella Entgiftung: Schwermetalle ausleiten und Umweltgifte ausscheiden, in: Medizin Aktuell
- Dr. Anne Karl (2022): Bärlauch zur Entgiftung
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